Hetero zu sein ist verdammt einfach. Als heterosexueller Cis-Mann kann ich nicht mal ansatzweise erahnen mit welchen Situationen man sich als Teil der LGBTQIA+ Community beschäftigen muss.
Selbst heute hat die LGBTQIA+ Community noch mit Vorurteilen und Problemen zu kämpfen und das traurigerweise auch in Ländern wie Deutschland. Auch in unserer modernen Zeit ist diese Community immer noch nicht in unserer Mitte angekommen und wird so behandelt, gewürdigt und unterstützt wie Sie es verdient hätte.
Die Geschichte:
Vom Ende des 2. Welkriegesan bis in 80er-Jahre erzählt uns „Parallel“ von den Bemühungen Karl Klings den allgemeinen bürgerlichen Normen zu genügen, um im Verborgenen seine Sexualität leben zu können. Während der Erzählung schreibt Karl einen Brief an seine bereits erwachsene Tochter Hella, zu der er wegen eines Streits den Kontakt verloren hat. In diesem Brief offenbart er ihr seine Gefühle und auch die Probleme mit denen er zu kämpfen hatte. Parallel zeigt uns dabei nicht nur die mitreißende Geschichte von Karl, sondern hält der deutschen Gesellschaft auch einen Spiegel vor, in der Homosexualität geächtet und bis 1994 unter Strafe gestellt war.
Meine Meinung dazu:
Ich hatte beim Lesen von Parallel teilweise echt einen Kloß im Hals. Die Geschichte wird absolut emotional und mitreißend erzählt. Sie erzeugt ein breites emotionales Spektrum. Von Trauer und Freude bis hin zu Wut über die ausgeprägte Homophobie der Vergangenheit ist wirklich alles vertreten. Ich habe diesen beinahe 500 Seiten starken Comic in einem Zug durch gelesen und war durch die spannende Story quasi an die Seiten gefesselt. Er erzählt einen bodenständige und doch unfassbar wichtige Geschichte, die uns vieles zum Denken und Verarbeiten mitgibt. Es ist sicherlich keine leichte Kost und fordert einiges vom Leser, allein auf emotionaler Seite. Mit Parallel zeigt uns Matthias Lehmann jedoch wie man einfache und doch wichtige Geschichten erzählt von denen wir alle noch einiges über Akzeptanz und das Leben lernen können.
Auch die schwarz-weiß gehaltenen Zeichnungen, die sich in verwaschen Graustufen abheben sind wirklich wunderbar zu betrachten und verstärken die emotionale Tiefe nochmals. Die Düsternis mancher Zeichnungen unterstreichen die Stimmung und sorgen für ein teilsweise beklemmendes Gefühl bei vermeintlich alltäglichen Situationen. Die präzise gezeichneten Figuren vermitteln uns die Emotionen immer sehr gut und beweisen das tolle handwerliche Geschick von Lehmann und sein Gefühl für Emotionen.
Ich kann Parallel wirklich nur jedem ans Herz legen der Interesse abseits vom Helden und Fantasy Genre hat. Diese Geschichte wird euch sicher in seinen Bann ziehen. Parallel von Matthias Lehmann erzählt von mir 9 von 10 Punkten in der Gesamtwertung.
Hier findet ihr Parallel:
Comicneuling 